„Eine hundertprozentige Charme-Offensive“

INTERVIEW Gerhard Ulrich Noé und Antje Leverenz-Bätz haben mit dem Liederkranz-Nachwuchs das Musical „Peter Pan“ einstudiert

Freitag, 5. Mai 2017 HEILBRONNER STIMME -Von unserer Redakteurin Claudia Kostner

Morgen ist Premiere, und es muss alles sitzen: Gesang, Schauspielerei, Licht und Ton. Die ganze Woche haben die Verantwortlichen und Akteure des Liederkranzes Leingarten sogar täglich geprobt, um das Familienmusical „Peter Pan. Fliege Deinen Traum“ am Samstag und Sonntag perfekt in Szene zu setzen. Die Heilbronner Stimme hat sich mit dem Gesamtleiter des Projekts, Gerhard Ulrich Noé, und mit der Intendantin und Regieverantwortlichen, Antje Leverenz-Bätz, über ihre Arbeit am Stück und mit den Kindern und Jugendlichen unterhalten.

Am Maifeiertag haben die jungen Akteure zusammen mit ihren Eltern die größtenteils selbst gefertigten Kulissen, wie das Piratenschiff Jolly Roger, im Kulturgebäude aufgebaut. Foto: Ralf Seidel

So kurz bevor es ernst wird: Läuft schon alles, wie Sie es sich für die Aufführungen wünschen?
Gerhard Ulrich Noé: Es hakt noch hier und dort. Aber man staunt immer wieder, was die Kinder dann doch hinkriegen. Wir sind eine respektable Truppe, die über Jahre zusammengewachsen ist und schon mehrere Musicals zusammen gemacht hat.
Antje Leverenz-Bätz: Da fehlt noch das nötige Adrenalin vor Publikum. Aber es ist beeindruckend, wie schnell die Kinder lernen. Die haben zum Beispiel am Montag erst ihr Bühnenbild gekriegt: Zunächst große Verwirrung, großer Knoten, und am nächsten Tag klappt das – zack!

Herr Noé, Sie haben das Musical von Konstantin Wecker, Christian Berg und Melanie Herzig den Möglichkeiten des Liederkranz angepasst und proben schon seit Herbst. Wo sehen Sie als Chorleiter die besonderen Herausforderung von „Peter Pan“?
Noé: Wir arbeiten mit Halb-Playback, denn wenn wir das im Original aufführen wollten, bräuchten wir ein großes Orchester und eine Band. Die Schwierigkeit dabei ist, dass die Kinder punktgenau auf die mechanische Konserve einsetzen müssen, und die ist nicht immer gut. Die Stücke sind zudem mehrstimmiger angelegt, als wir sie aufführen. Aber Konstantin Wecker macht wirklich tolle Sachen, und es gibt schöne Melodien in „Peter Pan“. Zwei Stücke sind etwas schwierig, da jagt er den Chor durch sämtliche Tonarten.

Sie sind erst im Dezember zum Liederkranz gestoßen. Wie gefällt Ihnen das Stück, Frau Leverenz-Bätz?
Leverenz-Bätz: Wecker kann Ohrwürmer schreiben. Und dieses Musical hat eine unwahrscheinlich schöne Dramaturgie. Da geht mein Mutterherz auf, wenn ich die Kleinen so sehe. Das ist am Anfang eine hundertprozentige Charme-Offensive. Und dann kommt wieder ein Lied, das einem aus dem Stuhl rausholt. Es ist ein schönes Gesamtpaket, wobei ich sage: Oh mein Gott, dieser Aufwand für zwei Tage.

Die 31 Mitwirkenden auf der Bühne sind zwischen fünf und 18 Jahre alt. Ein großes Spektrum sowohl stimmlich als auch darstellerisch. Wie bringen Sie das alles zusammen?
Leverenz-Bätz: Seit Januar proben Gerhard Noé und ich parallel. Er mit dem Chor, ich habe die szenische Arbeit gemacht. Und das Ganze mit Doppelbesetzung. Dabei geht es nicht nur darum, bei möglichen Krankheitsfällen einen Ersatz zu haben. Es gibt einfach viele engagierte Kids, die mitmachen wollen.
Noé: Die tragenden Stimmen werden von den Älteren übernommen. Ich habe auch Kleine, die eher der Spur nach singen können. Aber alle sind mit Begeisterung dabei. Das Problem bei „Peter Pan“ ist, dass immer relativ viele Chormitglieder auch auf der Bühne sind.

Herr Noé dirigiert. Aber wie kann man sich Ihre Arbeit während der Aufführung vorstellen, Frau Leverenz- Bätz?
Leverenz-Bätz: Es ist die klassische Inspizienz. Ich sitze hinter der Bühne, habe einen großen Gesamtplan, zwei Leute, die soufflieren und zwei weitere, die die Kinder hinter der Bühne von rechts nach links dirigieren und ihnen die Requisiten anreichen. Über Funk bin ich in Kontakt mit Ton und Licht. Der einzige, mit dem ich nicht in Kontakt bin, ist Gerhard Noé. Ihm ordne ich mich an diesem Abend unter, er hat die Gesamtleitung.

Gerhard Ulrich Noé und Antje Leverenz-Bätz sind beim Interviewtermin zwei Tage vor der Premiere noch völlig entspannt. Foto: Dennis Mugler

Zur Person

Antje Leverenz-Bätz stammt aus Neckarsulm, ist verheiratet und hat eine Tochter. Die gelernte Hotelfachfrau hat mehrere Jahre in Robinson-Clubs Shows inszeniert. Seit Ende der 1990er Jahre arbeitet sie als selbstständige Eventmanagerin. In ihrer Freizeit ist die 47-Jährige als Laienschauspielerin bei der Freilichtbühne Neuenstadt aktiv. Gerhard Ulrich Noé (73) ist gebürtiger Heilbronner und lebt in Ingersheim. Er ist verheiratet, hat drei Kinder und drei Enkel. Der pensionierte Musiklehrer spielt mehrere Instrumente und leitet die Chöre des Liederkranzes Leingarten bereits im 50. Jahr.

 

Kleine Piraten üben für großen Auftritt

LEINGARTEN Liederkranz probt für Kindermusical „Peter Pan“ am 6. und 7. Mai im Kulturgebäude

Donnerstag, April 2017 HEILBRONNER STIMME - Von unserem Redakteur Friedhelm Römer

Antje Leverenz-Bätz hat alle Hände voll zu tun mit ihren Piraten. Die drei müssen singen und sich dazu bewegen. „Haben wir ein Ruder auf der Requisitenliste?“, ruft die Regisseurin Richtung Bühne. „Nein, aber das kriegen wir hin“, kommt die Antwort. Es ist Probe im Kulturgebäude. Der Liederkranz Leingarten führt am 6. und 7. Mai das für die ganze Familie gedachte Musical „Peter Pan“ auf. Seit Herbst 2016 sind die 25 kleinen und größeren Schauspieler einmal wöchentlich im großen Saal des Kulturgebäudes intensiv bei der Sache. Ab kommenden Montag, dem 1. Mai, wird es allmählich ernst. Dann proben sie täglich bis zum Auftritt. Dann schlüpfen sie nicht nur verbal in ihre Rollen, sondern auch von der Kleidung her. Die Piraten, Captain Hook mit dem eisernen Haken, Peter Pan oder das Krokodil, das die Hand von Captain Hook frisst. Doppelbesetzungen Die Kinder selbst haben sich für dieses Stück nach James Barrie entschieden. Da das Werk an zwei Abenden aufgeführt wird, gibt es auch zwei Besetzungen. Dadurch haben viele die Möglichkeit, eine Solorolle zu spielen. „Die Kinder entwickeln sich dadurch enorm weiter und bekommen viel Selbstvertrauen“, sagt Liederkranzchef Jochen Rummel. Diejenigen, die nicht im Einsatz sind, verstärken den Chor. In den kommenden Tagen wird sich auch das Innenleben des Kulturgebäudes verändern. Die Bühne verwandelt sich in die Märchenwelt Peter Pans – das Nimmerland.

Regisseurin Antje Leverenz-Bätz stimmt die Kinder bei den Proben im Kulturgebäude auf ihre Rollen ein.

Auf der einen Seite ein Kinderzimmer und die reale Welt, auf der anderen das Piratenschiff Jolly Roger, ein Höhleneingang und eine Bergkulisse. Das mächtige Schiff hat Familie Rummel innerhalb einer Woche zusammengezimmert. Vieles besteht aus Altkulissen. Rummel: „Wir haben wenig Kapazitäten, aber viel Lagerbedarf.“ Die Kulissen wurden von den Kindern bemalt. Zu den neuen Utensilien zählen die Felsen. „Die hätten wir auch in einem Laden bekommen, aber nicht in der notwendigen Größe“, erzählt Jochen Rummel, der in Neckarsulm als Projektmanager arbeitet. Das Theater Heilbronn hat dem Liederkranz einiges aus seinen Beständen ausgeliehen. Für den Aufbau sind dann vor allem die Väter gefordert. „Ohne die tatkräftige Mithilfe der Eltern hätten wir keine Chance“, sagt der Vereinschef begeistert. Für die Herstellung eines Wasserfallvorhangs sind die Mütter zuständig. So packen alle mit an. Da auch die Technik recht aufwendig ist, hat der Liederkranz zwei junge Männer engagiert, einen als Licht- den anderen als Tontechniker. Hinzu kommen zwei junge Stuttgarter Studenten, die eine Videoaufnahme von der Aufführung produzieren. Mit Antje Leverenz-Bätz hat der Verein eine erfahrene Laienschauspielerin, die an der Freilichtbühne Neuenstadt aktiv ist, verpflichtet. Schauspieler „Ihr müsst nächste Woche richtig singen und sprechen“, mahnt Leverenz-Bätz zum Ende der 75-minütigen Probe in Richtung ihrer jungen Schauspieler. Jochen Rummel sieht das Ganze unterdessen recht entspannt: „Die Kinder können ihre Texte“, ist er sicher. Während sich der Saal allmählich leert, steht die Regisseurin schon wieder mitten im Geschehen: Eine Technikbesprechung mit Licht- und Tontechniker steht an. Es muss an alles gedacht werden. Schließlich soll das 90-minütige Musical ein voller Erfolg werden.

Voll bei der Sache sind die kleinen und großen Darsteller. Sie werden in verschiedenen Besetzungen zwei Aufführungen präsentieren.
Kindergeschichte

Das Musical „Peter Pan – Fliege deinen Traum“ wird am Samstag, 6. Mai, 18.30 Uhr, und Sonntag, 7. Mai, 17 Uhr, im Leingartener Kulturgebäude aufgeführt. Das Stück geht auf eine Kindergeschichte von James M. Barrie zurück und ist von Christian Berg als Musical auf die Bühne gebracht worden. Die Musik ist von Konstantin Wecker. Der Eintritt kostet im Vorverkauf 13 Euro. Karten gibt es im Internet unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, in der Leintal-Buchhandlung in Leingarten und bei Spiel- und Schreibwaren Würz in Schwaigern.

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